Event

Samstag 18.11.2006

Leslie Thornton (USA)

Ihre vielfältigen und komplexen Arbeiten erforschen die Mechanismen von Begierde und Bedeutung. Thorntons Werke, werden durchdrungen von theoretischem Interesse und reicher intuitiver Metaphorik, die Verbindungen zwischen Science Fiction, ethnographischen und dokumentarischen Strukturen herstellt.


Short Film Program "Culture Shock"

Adynata, USA 1983, 16mm, colour, sound, 30 min.
Let Me Count the Ways, USA 2004-5, video, colour, E, 22 min.
Another Worldy, USA 2000, b&w, sound, 22 min.
Sahara Mohave, USA 2006, video, color, 12 min


In zusammenarbeit mit Reservoir

Filme als «lebenslanges Projekt»

Thorntons Filme sind zitatenreiche Arbeiten, die vor allem durch die Wiederverwendung und Neukontextualisierung von Found Footage (bestehendem Filmmaterial) auf der Klaviatur der kinematographischen Sinnproduktion spielen. Zu den Themen ihrer Arbeiten gehören Geschlechteridentitäten, Kolonialgeschichte und die Repräsentation des «Anderen», aber auch der Einfluss der Technik auf unseren Alltag.
Das Besondere an Thorntons Schaffen ist die Beharrlichkeit, mit welcher sie ihre Projekte weiterentwickelt. Seit 1985 arbeitet sie an der -Serie, in welcher sie zwei Kinder in einer postapokalyptischen Version des 20. Jahrhunderts in den USA bis in ihr Erwachsenenalter verfolgt. Thornton bezeichnet als «lebenslanges Projekt»: Entgegen gängiger künstlerischer Praxis weigert sie sich, einmal fertig gestellte, öffentlich vorgeführte Teilfilme der Serie als unantastbare Werke zu betrachten. Stattdessen bearbeitet und ergänzt sie ihre Filme immer weiter und reichert sie mit Versatzstücken des 20. Jahrhunderts an, bis widersprüchliche Erzählungen offenbar werden.
Ursprünglich eher formale Experimente, entwickelten sich die Filme in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter in Richtung ungewöhnlicher Erzählformen. Gleichzeitig machten sie den Sprung von 16-mm-Film zu Video. Leslie Thorntons Werk spiegelt damit direkt die beiden tiefgreifendsten Veränderungen im Avantgardefilm am Ende des 20. Jahrhunderts wider: das neu erwachte Interesse an alternativen Narrationen und die Auswirkungen des Medienwechsels auf die Arbeit der FilmemacherInnen.
Die -Filme machten Thornton zu einer der anerkanntesten Filmemacherinnen der USA. Der Kritiker Bill Krohn schrieb in einem 1993 erschienenen Artikel in den «Cahiers du cinéma»: «Leslie Thornton ist ein Platz in der Geschichte des Kinos schon aus dem einfachen Grund sicher, dass sie die Autorin von ist.» Thornton studierte in den siebziger Jahren bei so bekannten unabhängigen Filmemachern wie Hollis Frampton, Paul Sharits, Stan Brakhage und Peter Kubelka und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Maya Deren Award for Independent Film and Video Artists (1996), dem wohl wichtigsten Preis für unabhängige FilmkünstlerInnen überhaupt.

«Die Filme von Leslie Thornton haben dazu beigetragen, die eigentliche Natur der zeitgenössischen Avantgardepraxis zu definieren. (…) In ihren multimedialen Experimenten, besonders über die Verbindungen zwischen Film, Video, Theater und Fotografie, untersucht Thornton die Grenzen der Darstellbarkeit und die unzähligen diskursiven Beziehungen von Zuschauerinnen und Zuschauern zu Bildern.» (Mary Ann Doane, www.sensesofcinema.com)


Reservoir zeigt die aktuelle Inkarnation des lebenslangen Projektes Peggy and Fred in Hell und ein weiteres Programm mit Kurzfilmen mit dem Titel Culture Shock.
Fred Truniger

Programm 1: Peggy and Fred in Hell
Peggy and Fred in Hell (via Switzerland), USA 1984-2006, film and video, colour, E, 95
min.

Programm 2: Culture Shock
Adynata, USA 1983, 16mm, colour, sound, 30 min.
Let Me Count the Ways, USA 2004-5, video, colour, E, 22 min.
Another Worldy, USA 2000, b&w, sound, 22 min.
Sahara Mohave, USA 2006, video, color, 12 min


Orte und Spieldaten:
18. Nov., 20.30h im Kunstraum Walcheturm, Zurich: Culture Shock www.walcheturm.ch
19. Nov., 14h im Kino Kunstmuseum, Bern: Peggy and Fred in Hell www.kinokunstmuseum.ch
20. Nov., 18h in der ESBA, Genf: Culture Shock www.hesge.ch/esba
21. Nov., 21h im Kino Spoutnik, Genf: Peggy and Fred in Hell www.spoutnik.info
22. Nov., 18h im Filmpoidum, Zurich: Peggy and Fred in Hell www.filmpodium.ch
23. Nov., 16h in der HGKZ, Zürich: Ein Workshop mit Filmausschnitten sbk.hgkz.ch