Urs Leimgruber & Evan Parker

Event

Montag 28.02.2011

Urs Leimgruber & Evan Parker

28. Februar, 20:30 Uhr

Konzert: Urs Leimgruber & Evan Parker

Der Londoner Evan Parker (*1944) zählt zu Europas bedeutendsten Saxophonisten und trifft an diesem Abend auf den schweizerischen Saxophonisten Urs Leimgruber (*1952), der neben Evan Parker und John Butcher der zur Zeit wohl konsequenteste und reifste Saxophonist der Improvisationsszene. Evan Parker gilt als der Saxophonist nach John Coltrane, sein Interesse für die Transzendenz der Klänge gepaart mit einer fast wissenschaftlichen Besessenheit in der Suche und Erforschung von neuen Klängen hat ihn zu einem eigenen unverkennbaren Saxophonstil geführt. Urs Leimgruber spielt auf eine so faszinierende Weise Saxophon, dass man glauben könnte, andere Klangerzeuger zu hören.

Evan Parker ist ein Pionier der europäischen improvisierten Musik. Sein Saxophonspiel war zunächst von John Coltrane beeinflusst, hat aber experimentelle Einflüsse der Neuen Musik aufgenommen. Parker kann scheinbar endlose Phrasen improvisieren. Dazu benutzte er als erster Saxophonist die Technik der Zirkularatmung. Mit dieser Technik, der Flatterzunge, rasenden Fingerläufen und optimaler Auslotung des Obertonbereichs erweitert er den Bereich der verfügbaren Klangfarben virtuos. Parker beschäftigt sich mit Phänomenen der Ambivalenz. So sprach er einmal von seinem Bemühen, «die verschiedenen Konzepte von Geschwindigkeit in einer hochintegrierten Struktur miteinander so in Beziehung zu bringen, dass schnell und langsam simultan auftreten können, so dass man meine Musik sowohl als schnell als auch als langsam empfinden kann.»

Wer sich wie Evan Parker für die Transzendenz der Klänge interessiert (ohne deshalb einer Transzendentalphilosophie oder spirituellen Lehre anzuhängen) gerät - bereits auf rein akustischer Ebene – relativ bald auch in die Nähe der elektronisch produzierten beziehungsweise modifizierten Klänge. Bereits Ende der 1960er-Jahre arbeitete er in der Gruppe «Music Improviation Company» mit dem Elektronikspezialisten Hugh Davies zusammen, gab es Berührungspunkte zum britischen Ensemble AMM, später entwickelten sich Kontakte zu Frederic Rzewski, Alvin Curran und dem musikalische Forschungen mit Computern anstellenden Posaunisten George Lewis. Evan Parker spielt im Trio zusammen mit Barry Guy und Paul Lytton und mit The Evan Parker Electro-Acoustic Ensemble. Er ist Mitglied des Globe Unity und dem London Jazz Composer Orchester. Er spielt seit vielen Jahren zusammen mit Alexander von Schlippenbach und Paul Lovens im Trio. Konzerte und Aufnahmen führen ihn zusammen mit John Stevens, Paul Rutherford, Tony Oxley, Phil Wachsmann, Anthony Braxton, Steve Lacy, George Lewis, Irene Schweizer, Paul Bley, Barre Phillips, John Tilbury, Han Bennink, Sam Rivers, Roscoe Mitchell, Peter Brötzmann, Sainkho Namtchylak. Evan Parker schreitet fort in der Erforschung des Klanges – mit einer geradezu naturwissenschaftlich anmutenden Besessenheit und mit einer Ahnung davon, dass sich aus jeder Erforschten des zuvor Unbekannten neue Fragestellungen ergeben.

Urs Leimgruber hat langjährige Erfahrung im Bereich zeitgenössischer Improvisation, Komposition, Jazz und Neuer Musik. Solo Konzerte und im Duo zusammen mit Fritz Hauser, im Trio mit Barre Phillips und Jacques Demierre, sowie mit Quartet Noir bestehend aus Marilyn Crispell, Joëlle Léandre und Fritz Hauser in Europa, Kanada, USA und Japan.
Zusammen mit Jacques Demierre gründet er die Gruppe 6ix mit Okkyung Lee, Thomas Lehn, Dorothea Schürch, Roger Turner. Konzerte und Aufnahmen mit Steve Lacy, Fred Frith, Michel Doneda, Keith Rowe, Günter Christmann, Günter Müller u.a.

«Urs Leimgruber spielt auf eine so faszinierende Weise Saxophon, dass man glauben könnte, andere Klangerzeuger zu hören. Er weiss auf seinen Instrumenten Trommeln sprechen, Gitarren klingen und Gongs nachhallen zu lassen. Sein Spiel wirkt beinahe entinstrumentalisiert, befreit von Nebenbedeutungen und auch in der komplexen Gestaltung auf unerwartete Weise pur. Klang an sich. Seine Musik mutet an wie ein klingendes Manifest, ein tönender Daumenabdruck, eine Soundkarte mit einem unverwechselbaren, nur mit persönlichem Atem einzugebenden Code.» (Bert Noglik)