Konzert
Mittwoch 10.04.2013
GingerEnsemble
Das GingerEnsemble, bestehend aus Cyrill Lim (Zug/Berlin), Klara Schilliger, Valerian Maly (Bern) und Lara Stanic (Zürich) widmet sich nicht-hierarchischen, prozess-orientierten Kompositionen und Performances und lotet dabei mittels elektroakustischer Musik und dem experimentellen Einsatz neuer Medien Aspekte der Wahrnehmung aus. Das GingerEnsemble begibt sich wachen Sinnes und mit grosser Freude ins Spannungsfeld von Widersprüchen.
«Ginger» – das Rhizom Ingwer – wurde 1974 von Gilles Deleuze und Félix Guattari als Modell für eine nicht-hierarchische Wissens- und Gesellschaftsorganisation genannt. Das Rhizom Ingwer – ein Kraftspeicher reich an Vitaminen und gelegentlich als Aphrodisiakum verwendet – kennt kein oben oder unten, links oder rechts, es wuchert und stülpt aus in alle Richtungen, wo sich Nahrung findet.
Programm:
Miroslav Savic (*1954)
new piece, 2013
Milimir Draskovic(*1952)
new piece
Cathy van Eck (1979)
Wings, 2007/08
For big white shields, three microphones, one loudspeaker and three performers
Klara Schilliger (*1953)
SiO2, 2012
Für Sinusgenerator und Kristallgläser
Alvin Lucier (*1931)
Chambers, 1968
Lara Stanic (*1973)
Klangflug1, 2006 Bearbeitung für GingerEnsemble
Cyrill Lim (*1984)
shift, 2012
Das GingerEnsemble, hervorgegangen aus dem Studienbereich Musik und Medienkunst der Hochschule der Künste Bern, verortet sich selbst in der Tradition der «Composer/Performer», wie sie beispielhaft von der legendären «Sonic Arts Union» mit Robert Ashley, David Behrman, Alvin Lucier und Gordon Mumma vorgelebt wurde – ein Kollektiv von experimentellen Musikern, das zwischen 1966–1976 aktiv war. Das Repertoire des GingerEnsembles umfasst u.a. Stücke von David Behrman, John Cage, Tom Johnson, Takehisa Kosugi, Alvin Lucier, Steve Reich und Robert Watts.
Dem «Historischen» aber nicht ganz verhaftet, kommen auch spannende Eigenkompositionen und Performances der Ensemblemitglieder zur Aufführung. Nicht-hierarchische Komposition kann hier auch den radikalen Paradigmenwechsel meinen, der sich in experimenteller, prozessorientierter Musik zwischen Publikum und Autor, aber auch zwischen Rezipient und Partizipient vollzieht.
Lara Stanic entwickelt eigene Bühnenperformances, Klanginstallationen, Hörspiele und komponiert für Tanz- und Theaterproduktion. Verbindung von elektronischen und digitalen Medien mit dem Körper des Musikers sowie Konzert- und Interpretensituationen sind häufig Themen ihrer Performances. In ihren Experimenten mit Elektronik versucht die in Belgrad geborene Musikerin und Künstlerin, der Technik verspielte, poetische Wirkung abzugewinnen und setzt dabei oft selbst gebaute Elektronik ein.
Klara Schilliger und Valerian Maly arbeiten seit 1984 gemeinsam in den Bereichen Performance Art und Installation. Für einige spezifische Werke (meist mit direktem Einbezug des Publikums) verwenden sie neuerdings den Begriff der „InstallAction“. Die intermediären Installationen und Performances sind oft – nicht ausschliesslich – ortsbezogene Interventionen, denen projektbezogene Recherchen vorausgehen. Klara Schilliger und Valerian Maly bewegen sich selbstverständlich zwischen den verschiedenen Genres der Künste, ohne aber vermeintlich verlockender multimedialer Überfrachtung zu verfallen: „Es gilt einen Standort zu finden inmitten der Turbulenzen der Werte, aus denen Kunst entspringt.“ (Harold Rosenberg, The Tradition of the New, 1960)
Cyrill Lims Auseinandersetzung mit den Aspekten der Wahrnehmung und der Reflexion der verwendeten Medien führen hauptsächlich zu performativen und installativen Arbeiten, die auf eine experimentelle Art und Weise die physikalischen Eigenschaften von Raum und Material ergründen, um sie auf einer musikalischen Ebene erlebbar zu machen.